Abstand beim Tanzen

Ein wichtiges Element des West Cost Swing ist der Abstand im Paar. Die Veränderung des Abstands ist ein wichtiges Instrument der Führung.

Um die Kommunikation über den Abstand zu erleichtern definiert der ADTV drei verschiedene Abstände – die er leider etwas unglücklich als „Positionen“ bezeichnet. Das ist deshalb unglücklich, da es in anderen Tänzen üblich ist, mit Position die Position der Partner zueinander zu bezeichnen, während die Positionen im West Coast Swing sich ausschließlich auf den Abstand bezieht. Die drei Positionen sind wie folgt:

Extended Position

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Extended Position

Die Position mit dem größten Abstand. Die Hände sind zwar gefasst, aber der Leader kann mit der freien Hand weder das Gesicht, noch den Körper des Followers erreichen (gerade so).

Open Position

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Open Position

Ein mittlerer Abstand. Der Leader kann mit der Handfläche der freien Hand die Schulter der Followers berühren.

Closed Position

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Closed Position

Der engste Abstand. Der Leader kann mit beiden Händen die jeweiligen Schulterblätter des Followers berühren. (Also eine etwas weitere Umarmung)

Abfolge der Positionen

Man startet in der Regel aus der extended Position. Dabei ist der Abstand im Paar am größten unmittelbar bevor der Follower mit dem ersten Schritt beginnt. Der Follower versucht dann den Abstand zu verringenr, bis dann bei Schritt 2 sollte man die Open Position erreicht wird. Bei einer 6-count Figur folgen dann 2 Schritte (3 &) in Closed Position, um dann bei 4 wieder in Open Position zu enden. Beim Anchor Step ist es dann die Aufgabe des Followers den Abstand von Open Position wieder auf Extended Position zu vergrößern. Aus Sicht des Leaders ist der Anchor in der Führungshand stationär. Bei einer 8-count Figur verlängert sich die Mittelteil entsprechend bis zur 6 anstatt bis zur 4.

Verantwortung für den Abstand

Die Grundidee des West Coast Swing ist es, dass der Leader stationär ist, und der Follower seinen Abstand im Slot variiert. Daher ist es primär die Aufgabe des Followers den Abstand einzustellen. Allerdings tanzen nicht aller Follower genau gleich, so dass es die Aufgabe des Leaders ist, den Follower zu beobachten (insbesondere im Mittelteil der Figur, bis zum Einleiten des Anchors) und den Abstand nachzujustieren. So sollte z.B. der Follower den Leader bei einer passierenden Figur bei Schlag 3 noch nicht passiert haben. Wenn der Follower aber mit sehr großen Schritten startet, dann muss der Leader seine Schritte anpassen, so dass bei Schlag 3 die Abstände noch passen. Je besser der Leader es schafft diese Unterschiede auszugleichen, desto harmonischer wird er mit verschiedenen Followern tanzen können.

Außerdem kann der Leader auch die stationäre Position verlassen und dem Follower folgen oder ihm entgegenlaufen, um in der Führung bestimmte Effekte erreichen:

Extensions

Wenn man sich die Rollen im Paar bewusst macht, dann versteht man auch, wie Extensions vor dem Anchor funktionieren: Der Follower soll den Abstand auf die Extended Position vergrößern, indem er nach hinten läuft. Da der Leader aber nach vorne läuft kann der Follower die Extended Position nicht erreichen und läuft daher weiter. Analog funktionieren Extensions auf der 2: Der Follower soll den Abstand von Extended Position auf Open Position verkürzen. Normalerweise funktioniert das, da der Leader bei 2 nicht mehr, bzw. nicht mehr so viel weiter läuft. Wenn der Leader aber weiterhin nach hinten läuft wird der Follower die Open Position nicht erreichen und muss daher weiter laufen.

Beschleunigungen (Accelerations)

Wenn man den Ablauf einer Figur beschleunigen will, um z.B. bereits auf der 3 die Paarposition zu erreichen, die man eigentlich erst auf der 4 erreichen würde (z.B. um einen herannahenden Break zu vertanzen), dann wäre es schlechter Stil und schlechte Technik als Leader einfach etwas kräftiger als sonst am Follower zu ziehen um ihn so zu beschleunigen. Statt dessen lässt man den Follower im normalen Tempo weitertanzen und kommt ihm als Leader entgegen, um so schneller die gewünschte Position zu erreichen. Das wird dann auch noch durch ein verändertes Timing unterstützt. (Der Leader Tanzt statt 1,2,3&4,5&6 entweder 1,2&3-5,6 oder 1,2&3,4,5&6) Der Zuschauer sieht dadurch eine Beschleunigung im Paar, ohne dass der Follower aus dem Konzept gebracht wird. Außerdem wird die 3 die betonte Aktion in der Figur.

Verzögerungen (Decelerations)

Bei Verzögerungen ist die Führung etwas anders: Der Leader hält den Follower bei der Ausführung seiner normalen Bewegung etwas zurück und hindert ihn somit daran, die Bewegung in der gewohnten Geschwindigkeit auszuführen. Da es sich aber um eine langsame Bewegung handelt entsteht so trotzdem kein „Ruck“ im Tanz. Für den besonderen Effekt einer Verzögerung sollte man eine Verzögerung mit einer kurzen Beschleunigung einleiten. Dadurch wird der optische Kontrast höher und der Effekt stärker. Man kann die Beschleunigung auch mit einer schnellen Kopfbewegung zum Follower hin noch stärker akzentuieren. Eine Verzögerung kommt in der Regel zum Einsatz um ein gedehntes Element in der Musik (z.B. Gesang) zu vertanzen.

Zusammenhang von Abstand und Step-Step bzw. Triple-Step

Die Veränderung des Abstands ist oft auch ein Anhaltspunkt dafür, welche Schritte getanzt werden sollen. Siehe hierzu auch den Abschnitt über den Abstand auf der Seite über die Connection.

Tanzen in Closed Position

In manchen Fällen kann der Leader den Follower bei einer Send-Out Figur auch in der Closed Position festhalten und in dieser Position weitertanzen. Das kann sich z.B. anbieten, wenn sehr wenig Platz auf der Tanzfläche ist und man aber weitertanzen möchte. Oder es kann sein, dass in der Musik eine Änderung des Charakters erfolgt, so dass enges Tanzen nach außen demonstriert, dass man diese Veränderung auch gehört hat. Das könnten z.B. Passagen sein die sich mit Liebe oder Nähe beschäftigen, oder einfach sehr leise, ruhige Passagen. Beim Tanzen in Closed Position liegt im Regelfall die rechte Hand des Leaders auf dem linken Schulterblatt des Followers, wird also knapp unter der Achsel zum Rücken geführt. Der Follower lässt seine linke Hand bequem auf dem rechten Oberarm des Leaders ruhen. Die anderen Hände werden locker gefasst und relativ tief gehalten. Sie dienen nicht zur Führung sondern vor allem für die Optik. Die Verbindung des rechten Arms des Leaders mit dem Follower ist aber auch nicht starr, sondern man kann den Abstand beim Beschleunigen und Verzögern weiterhin verändern um einen geschmeidigen Eindruck zu erreichen. Man wird aber in Closed Position nur kleine Schritte tanzen und sich auf simple Figuren wie Push Break oder Left Side Pass beschränken.