Anchorstepvariationen

Jede Figur im West Coast Swing endet mit eine Anchoraktion. Im Regelfall ist das der klassische Anchorstep im Rhythmus 1&2. Dadurch, dass diese Aktion am Ende JEDER Figur kommt besteht aber auch die Gefahr, dass Langeweile beim Tänzer und beim Zuschauer aufkommt. Deshalb wird die Art des Anchors auch häufig variiert.

Rhythmus

Um den Rhythmus zu variieren kann man zusätzliche Schritte einbauen oder Schritte weglassen. Man kann also statt 1&2 auch &1,2 oder &1&2 oder 1,2& oder &1&2& tanzen. Man muss dabei auch nicht jeden Schritt belasten, sondern man kann auch z.B. nur einen Tip ausführen. Da letzten Endes aber ein Fußwechsel stattfinden sollte, um danach bei der folgenden Figur wieder den richtigen Fuß frei zu haben, sollte man immer eine ungerade Anzahl Schritte mit einer beliebigen Anzahl Tipps kombinieren.

Erfahrungsgemäß reicht die Zeit während des Tanzens nicht aus, um sich eine neue Anchorstepvariante auszudenken. Man sollte sich also die eine oder andere Variante bereitlegen und vorab üben um sie dann während des Tanzens einzubauen. Alternativ kann man auch einfach den Rhythmus der Musik vertanzen, riskiert dabei aber, dass am Ende der falsche Fuß frei ist und wechselt dann zu Beginn der nächsten Figur wieder auf den richtigen Fuß.

Hier z.B. ein Video von Buddy Schwimmer, in dem er unter anderem ein paar mögliche rhythmische Variationen des Anchors zeigt:

Oder hier ein paar Ideen von Debbie Tuttle:

 

Styling

Da der Anchorstep immer stationär ist (zumindest in der Führungshand) besteht die Möglichkeit mit der Musik oder dem Partner zu spielen. Man kann die Position des Körpers verändern oder mit der freien Hand Aktionen machen. Hier ist praktisch alles erlaubt, solange die Connection nicht verloren geht, und so lange der Leader in seiner Führung klar bleibt und den Anchor anzeigt.

Verlängern des Anchors

Nach Abschluss des Anchors darf der Follower nicht einfach wieder starten, sondern er muss auf das Signal des Leaders warten. Insbesondere wenn in der Musik gerade ein Break stattfindet bietet es sich an, nicht einfach in die nächste Figur zu starten, sondern den Anfang der nächste Phrase abzuwarten. Damit das dann aber nicht aussieht wie „Warten auf den Bus“ sollte man sich zur Musik bewegen. In diesen Phasen kann man extrem kreativ werden und z.B. auch Freestyle oder Contemporary Elemente in den Tanz einbauen. Wichtig ist dabei nur, dass die Connection erhalten bleibt, so dass der Leader den Start der nächsten Figur signalisieren kann. Wenn das Verlängern des Anchors aufgrund eines Breaks in der Musik passiert, dann kann der Follower auch abschätzen, wie lange diese Aktion dauern wird: So lange, bis sich die Musik wieder ändert. Das gibt dem Follower die Möglichkeit, auch längere Aktionen zu starten, die nicht in 2 Beats abgeschlossen sind. Umgekehrt muss der Leader den Follower beobachten, und den Raum geben, die aktuelle Aktion abzuschließen, bevor die nächste Figur gestartet wird. (Im Zweifelsfall muss er auch dann warten, wenn die Musik bereits weiter geht, wenn der Follower noch in seiner Aktion steckt.)

Floating the Anchor

Sehr effektvoll kann auch das Floaten des Anchors sein. Die Idee dabei ist, dass der Anchor nicht stationär getanzt wird, sondern dass der Leader eine Bewegung vorgibt und der Follower dieser Bewegung folgt. (z.B. zur Seite oder weiter nach vorne aus Sicht des Leaders) Für den Follower ist das keine große Änderung gegenüber der normalen Technik beim Anchor, da des sowieso die Aufgabe des Followers ist, beim Anchor die Verbindung zu suchen. Ein Follower der die Technik „Floating the Anchor“ nicht kennt, aber das Grundprinzip, dass im Anchor wieder die Verbindung hergestellt werden soll wird daher beim Social Dancing einen floating Anchor mittanzen können auch ohne den Hintergrund zu kennen. Für den Leader ist das Ganze etwas schwieriger: Da die Technik der West Coast Swing erfordert, dass der Anchor seitens des Leaders stationär getanzt wird, ist jede Bewegung beim Anchor erst einmal im Verdacht einfach nur schlechte Technik zu sein. Der Leader muss also klar machen, dass es sich um ein bewusstes Styling handelt und nicht um ein versehentliches Bewegen im Anchor. Im Regelfall kann man das erreichen, indem man:

  • Eine deutliche Bewegung ausführt, und nicht nur ein paar wenige Zentimeter
  • Nicht in der neutralen Ausgangsposition endet, sondern z.B. neben dem Follower und von dort auch die nächste Figur führt.
  • Die Anchorschritte synkopiert, indem man z.B. nur 1 Schritt als Anchor tanzt, oder 5,6&1

Am besten kombiniert man alle diese Maßnahmen um nach außen ein wirklich klares Signal zu senden.

Wichtig ist dabei aber auch, dass man einen floatenden Anchor als Kontrast im Tanz einsetzt und nicht versucht plötzlich grundsätzlich alle Anchor zu floaten. Man würde in diesem Fall als Außenstehender (evtl. sogar Wertungsrichter) annehmen, dass die Technik nicht beherrscht wird und den Tänzer entsprechend schlechter einschätzen.

Man sollte nach dieser Anchor Step Variation auch eine fließende Figur Tanzen (i.d.R. einen Left Side Pass), da eine blockierende Figur den flüssigen Eindruck kaputt machen würde.

Double Resistance

Die Idee bei Double Resistance ist den Anchor durch eine „Zug-Druck-Zug“ Folge zu ersetzen, die diese Phase viel dynamischer erscheinen lässt. Das ganze wird dadurch erreicht (Zählweise bezogen auf eine 6-count Figur), dass bei der 4 bereits mehr Zug aufgebaut wird als normal, um den Follower vorzubereiten und auch etwas schneller als sonst abzubremsen. Der Anchor wird dann als rück-vor-tipp getanzt im normalen Rhythmus 5&6, wobei man darauf achtet, dass man bei der 6 auf Druck steht und nicht auf Zug wie normalerweise. Dabei versucht man die Verbindung relativ steif zu lassen, also nicht den Druck mit den Armen stark abzufedern, sondern den Druck aufbauen ohne den Abstand im Paar stark zu verändern – das erleichtert auch das Tanzen da der Wechsel von Zug nach Druck und zurück nach Zug relativ schnell erfolgen muss. Außerdem wird, um die Dynamik der Figur zu betonen, die folgende Figur auch nicht als 1,2 getanzt sondern als 1&2. Was auch deshalb passend ist, da man ja durch den Tipp am Ende des Anchors ja immer noch den anderen Fuß frei hat und das 1&2 Timing das Standardtiming für das Starten mit dem falschen Fuß ist. Ansonsten wird aber die folgende Figur ganz normal getanzt. Wenn man die Double Resistance relativ stationär getanzt hat, dann passt eine Unterarm Turn hinterher sehr gut. Wenn man die Double Resistance floating zur Seite getanzt hat, dann kann man hinterher sehr gut einen Push-Break oder eine Lazy Man Tuck (Tuck Turn) tanzen.

Hier ein Video in dem das auch  noch mal erklärt wird (auch wenn hier die 4 nach vorne gesetzt wird, was eigentlich nicht so hilfreich ist um bereits auf der 4 eine größere Spannung aufzubauen…)

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